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Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments, beantwortete die Fragen von Michael Schaal, Head of Private Banking Germany, im Rahmen unseres Podcasts "Perspektiven". Er ist der Ansicht, auch wenn die Börsenkurse insgesamt hoch sind, ist es angesichts niedriger Zinsen und ausgesprochen hoher Unternehmensgewinne sinnvoll, sich bei der Anlage auf reale Vermögenswerte wie Aktien zu konzentrieren, meint Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments.

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  • Einleitung – Prognosen für 2022
  • Inflation: Was erwartet uns?
  • Reale Vermögenswerte: weiterhin zu bevorzugen?
  • Aktien: jetzt einsteigen?
  • Indexstrategien: Wie sinnvoll sind sie?
  • Asien: Wo gibt es Chancen?
  • Gold: immer noch attraktiv?

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Herr Wagner, zu Beginn eines neuen Jahres geben Anlageexperten üblicherweise Vorhersagen für das neue Jahr ab. Sind nicht auch Sie versucht, sich an diesen Prognosen zu beteiligen?

Nein, überhaupt nicht. Ich sehe nicht, warum wir unsere Anlagestrategie ändern sollten, nur weil eine neue Jahreszahl über dem Kalender steht. Und wir wissen ja auch, dass solche Prognosen relativ wenig Sinn haben.

Ein Thema, das zum Jahresbeginn wieder in den Vordergrund gerückt ist, ist die Inflation. Die US-Notenbank hat sogar Zinsstraffungen in Aussicht gestellt. Wie bewerten Sie die Lage?

In der Frage der Inflation hat sich einiges bewegt. 2021 sind die Inflationsraten stark gestiegen, doch die Notenbanken meinten lange, der Anstieg sei nur ein vorübergehendes Phänomen. Zum Jahresende erreichte die Teuerung dann neue Höchststände, was die Währungshüter, vor allem in den USA, dazu veranlasst hat, ihre Politik neu auszurichten. Vor neun Monaten war der Chef der US-Notenbank noch davon ausgegangen, dass es vor 2023 keine Zinsanhebungen geben werde. Jetzt ist die Rede von drei oder vier Zinsschritten in diesem Jahr.

Wie wird sich die Europäische Zentralbank in dieser Frage positionieren?

Die jüngsten Äußerungen aus der EZB deuten darauf hin, dass man der Federal Reserve nicht zu folgen gedenkt und die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen will. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die EZB auf den Finanzmärkten ein deutlich geringeres Gewicht hat als die Fed.

Seit über zehn Jahren sind die europäischen Notenbanken in ihrer Politik von extrem niedrigen Zinsen und quantitativer Lockerung gefangen. Im Rückblick kann man nicht unbedingt sagen, dass diese besonders gut funktioniert hätte.

In der Eurozone haben wir heute eine Inflationsrate von etwa 5 %, und trotzdem hält die EZB weiter an ihrer Politik fest. Das ist widersinnig, aber wir als Fondsmanager müssen damit leben.

Angesichts all dessen raten Sie eher zu Anlagen in Sachwerten als zu monetären Vermögenswerten.

Ja, absolut. Auch wenn die Fed die Leitzinsen anheben sollte, lägen die Zinsen immer noch weit unter der Inflation. In diesem Umfeld sind monetäre Vermögenswerte unattraktiv, weil es mit ihnen kaum gelingen wird, die Kaufkraft für den Anleger zu schützen.

Daher sollte man sich auf reale Vermögenswerte wie Aktien konzentrieren. Sie sind mittel- und langfristig der beste Weg, um die Kaufkraft zu erhalten.Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments
 

Reale Vermögenswerte sind allerdings volatiler als geldwerte Anlagen. Ist höhere Volatilität also der Preis, den wir zahlen müssen?

Ja, genau. Die Kurse von Aktien schwanken immer stärker als die von Anleihen, und es kann zeitweilig auch zu Korrekturen von 10 % oder 20 % kommen. Diese Art von Volatilität muss man aushalten können – finanziell und psychologisch.

Die aktuelle Lage auf den Märkten – niedrige Zinsen und hohe Unternehmensgewinne – ist sehr günstig. Kann man davon ausgehen, dass das auch künftig so bleibt?

Für 2022 muss man wohl eher mit einem schwierigeren Jahr rechnen. Die Unternehmensgewinne bleiben wahrscheinlich auf Kurs, weil die Erwartungen nicht übermäßig hoch sind und die Weltwirtschaft relativ gut läuft. In Bezug auf die Zinsen dürfte sich die Lage allerdings ändern, das heißt, das Umfeld wird insgesamt weniger günstig sein.

Und das ist Ihrer Meinung nach der richtige Zeitpunkt, um sich am Aktienmarkt zu beteiligen?

Die Frage nach dem „richtigen“ Zeitpunkt ist eigentlich falsch gestellt. Absolut betrachtet, sind die Bewertungen, gemessen an den Unternehmensumsätzen und -gewinnen, im historischen Vergleich tatsächlich hoch. Betrachtet man jedoch das Zinsniveau, kann man argumentieren, dass die Bewertungen im Vergleich zu Anleihen immer noch attraktiv sind.

Ist angesichts der enormen Börsenkapitalisierung einiger Schwergewichte am Aktienmarkt eine indexorientierte Anlagestrategie immer noch sinnvoll?

In meinen Augen hat passives Management überhaupt keinen Sinn. Einem Index zu folgen, mag funktionieren, wenn die Bewertungen niedrig sind. Heute ist dies jedenfalls nicht der Fall.

Nehmen Sie einen Index wie den S&P 500 in den USA: Aufgrund der Börsenkapitalisierung einiger großer Konzerne ergibt sich die besondere Situation, dass rund 1 % der 500 Aktien im Index fast 20 % des Indexvolumens ausmachen.

Und wie steht es mit der regionalen Gewichtung? Europa und die USA machen den größten Teil der weltweiten Börsenkapitalisierung aus: Heißt das, dass Anlagechancen auf anderen Märkten zu suchen sind, wie z. B. in Fernost?

Es ist tatsächlich sinnvoll, den Blick nach Osten zu richten. Im vergangenen Jahr ist der japanische Aktienmarkt nur wenig gestiegen, und die anderen Märkte der Region haben Verluste verbucht. Wenn man gegen den allgemeinen Trend handeln will, sollte man also hier Anlagechancen suchen.

Anders als die westlichen Industriestaaten hat China weniger extreme Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft ergriffen. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten ist die Lage gar nicht schlecht. Mittelfristig wird die chinesische Wirtschaft weiter eine wichtige Rolle spielen. China ist also eine Region, die man in einem Portfolio nicht außer Acht lassen sollte.

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