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Die starke Entwicklung der Finanzmärkte steht im Kontrast zur schleppenden Konjunkturentwicklung. Der richtige Zeitpunkt, um sich von Finanzwerten ab- und realen Anlagewerten zuzuwenden, meint Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments.

Hören Sie den gesamten Podcast (in französischer Sprache).

Herr Wagner, seit mehr als einem Jahr gehört die Coronakrise zu unserem Alltag. In der Wirtschaft läuft das Leben weiter. Hat sie sich also schon ganz an die neuen Bedingungen angepasst?

Angepasst ist vielleicht zu hoch gegriffen. Was man aber klar sieht, ist, dass eine Reihe von Wirtschaftsindikatoren nach oben zeigen: In einigen Ländern öffnet sich die Wirtschaft schrittweise wieder, und die Impfkampagnen gehen voran. Das heißt nicht, dass der Wirtschaftsmotor schon wieder auf vollen Touren läuft – aber er ist wieder in Gang gekommen. 

In den USA zum Beispiel liegt das Wirtschaftswachstum auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren. Ist das schon eine direkte Auswirkung des riesigen Konjunkturpakets der Biden-Regierung? 

Nein, das kann man nicht sagen. Der Plan wurde ja eben erst verabschiedet. Man wird noch einige Monate warten müssen, und die Auswirkungen werden vielleicht etwas hinter dem zurückbleiben, was man angesichts der angekündigten Zahlen erwarten könnte.

Hinter dem derzeitigen Anstieg stehen zunächst einmal Basiseffekte, denn als Vergleichsgröße dient das schwache Jahr 2020. Doch es gibt einen weiteren, wichtigen Faktor: Normalerweise ist es so, dass Menschen in einer Rezession ihren Arbeitsplatz verlieren und ihre Einkünfte verlieren. Das ist zurzeit anders, weil der unausweichliche Rückgang der Einkünfte durch Staatshilfen ausgeglichen wurde, die häufig sogar noch über den Einkünften selbst lagen. Und weil das Geld nicht im bisherigen Maße ausgegeben werden konnte, ist die Sparquote gestiegen.

Wenn die Wirtschaft jetzt wieder öffnet, löst sich der Nachfragestau auf. Das führt zu so beeindruckenden Zahlen wie dem Anstieg der Einzelhandelsumsätze Mitte April um 9 %. Es handelt sich also um einen zyklischen Anstieg und bedeutet nicht automatisch, dass man in den kommenden Jahren mit hohem Wachstum rechnen muss. 

In Europa bietet sich weiter ein düsteres Bild. Warum? 

Europa hat insgesamt ein geringeres Wachstumspotenzial. Das liegt an seiner Demografie und an der Tatsache, dass der Euro seine Schwierigkeiten hat. 
Ein anderer Grund ist, dass Maßnahmen in Europa viel halbherziger umgesetzt werden. Es gibt keinen Konjunkturplan wie in den USA, und die Europäische Zentralbank ist deutlich weniger aggressiv als die Federal Reserve. In einer Region, die aus so unterschiedlichen Ländern besteht, ist die Koordination viel schwieriger. 

Besteht trotzdem Anlass zur Hoffnung? 

Die Eurozone hängt stark vom Export ab. Wenn die Wirtschaft weltweit an Fahrt aufnimmt, wird sich das positiv auswirken. Auch das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte ist nicht gesunken, sondern mancherorts sogar gestiegen. Wenn die Wirtschaft in den europäischen Ländern erst einmal wieder angelaufen sind, wird dies das Wachstum unterstützen. Aber auch das wird ein zyklischer Effekt sein, kein struktureller. 

Zwischenzeitlich entwickeln sich die Finanzmärkte weiter gut...

Wie schon in den letzten drei Monaten 2020 liefen Aktien auch im ersten Quartal 2021 gut, nicht aber Anleihen. Der Markt scheint sich einig darüber, dass die Wirtschaft 2021, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, und 2022 stark anziehen wird. Beschleunigung bedeutet Wachstum, und das bedeutet vor allem steigende Unternehmensgewinne. Und weil gleichzeitig die Zentralbanken die Zinsen auf ihrem aktuellen niedrigen Niveau belassen dürften, ist das Umfeld ideal für Aktien. 

Gleichzeitig gibt es jedoch eine Trendumkehr: Einige Branchen, für die es 2020 sehr gut lief, haben ihre Dynamik verloren, was man auch an der vergleichsweise schwachen Performance des Nasdaq ablesen kann. Wie erklären Sie sich das? 


An den Aktienmärkten hat in der Tat eine Branchenrotation stattgefunden. Sie setzte im November 2020 ein, als die ersten Impfstoffe angekündigt wurden. Anleger haben sich damals auf zyklischere Werte verlegt, die von einer Wirtschaftserholung stärker profitieren sollten. Die großen Gewinner der Vergangenheit, die weniger konjunkturabhängig waren – Technologiewerte, Basiskonsumgüter, Gesundheitswesen – wurden verkauft zugunsten stark zyklischer Branchen wie Industrie- oder Energieaktien mit Bezug zu Rohstoffen. Diese Aktien profitieren kurzfristig viel stärker von einem Anziehen der Wirtschaft als andere, weniger konjunktursensible Titel.

Man darf dabei nur nicht vergessen, dass diese zyklischen Aktien langfristig keine besonders guten Anlagen sind. 

Muss man angesichts des hohen Bewertungsniveaus mit einer neuen Spekulationsblase befürchten? 

Mit Sicherheit ist Umsicht angezeigt, denn das Bewertungsniveau ist absolut gesehen tatsächlich hoch. Von einer Spekulationsblase würde ich aber trotzdem nicht sprechen, weil die Bewertungen nicht völlig von den Fundamentaldaten abgekoppelt sind, wie dies bei einer Blase der Fall ist. Die Bewertungen sind zwar hoch, aber aus dem einfachen Grund, weil die Zinsen so niedrig sind. 

Was ist mit Gold? Muss man sich angesichts des sinkenden Goldpreises Sorgen machen? 

Meiner Ansicht nach ist das eine vorübergehende Erscheinung, die mit den gestiegenen Anleiherenditen zu tun hat. Weil Gold bei steigenden Zinsen an Attraktivität verliert, leidet der Goldpreis im aktuellen Umfeld. Dies wird jedoch nicht von Dauer sein, weil alle aktuellen Wirtschaftsprobleme – die riesigen Haushaltsdefizite, die hohe Verschuldung oder die langfristigen Inflationsgefahren – Faktoren sind, die traditionell günstig auf den Goldpreis wirken. Zudem sind die realen, das heißt inflationsbereinigten, Zinsen immer noch negativ und dürften es noch eine Weile bleiben. Auch das ist ein Faktor, der das Gold unterstützt.

Das heißt: Auch wenn es Phasen der Korrektur und einer gewissen Volatilität gibt und weiter geben wird, besteht weiter ein fundamentaler Aufwärtstrend. 

Was sollte ein langfristig ausgerichteter Anleger tun? 

Er sollte in reale Vermögenswerte investieren, das heißt in Aktien, und nicht in Anleihen. Das mag paradox klingen, weil Aktien relativ teuer sind. Sie sind aber mit die einzige Anlageklasse, für die man realistischerweise noch positive reale Renditen erwarten darf. Ein Anleger ist ja nicht unbedingt darauf aus, einen Referenzindex zu schlagen; vielmehr will er sein Kapital schützen und vermeiden, dass seine Kaufkraft aufgezehrt wird. Also ja, man sollte Aktien kaufen – aber dabei sollte man sehr selektiv vorgehen.

Guy Wagner, Chief Investment Officer

Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Université Libre in Brüssel kam Guy 1986 zur Banque de Luxembourg, wo er in der Folge die Leitung der Abteilungen Finanzanalyse und Asset Management übernahm. Seit 2005 ist er Chief Investment Officer von BLI - Banque de Luxembourg Investments.

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