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Noch ist unklar, wann die Wirtschaft wieder heraufgefahren werden kann. Gleichzeitig sind die Bewertungen am Aktienmarkt historisch hoch. Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments, ist dennoch überzeugt, dass mit aktivem Portfoliomanagement Anlagechancen genutzt werden können.

Hören Sie den gesamten Podcast (in französischer Sprache).

Guy Wagner, das Jahr 2020 liegt nun endlich hinter uns. Kann 2021 nur besser werden?

Leider lässt sich das noch nicht sagen. Seit der Zulassung von Impfstoffen und der Hoffnung auf schnelle Massenimpfungen herrscht an den Finanzmärkten ja ein gewisser Optimismus. Andererseits ist die Pandemie immer noch nicht unter Kontrolle, und Meldungen über Virus-Mutationen nehmen zu. Ganz abgesehen davon ist noch überhaupt nicht absehbar, wie die Wiederöffnung der Wirtschaft vonstatten gehen soll.

Die Finanzmärkte präsentieren sich aber in bester Verfassung, und das Kursniveau liegt in vielen Fällen höher als vor der Pandemie. Wie erklären Sie sich diesen offensichtlichen Widerspruch?

In der Tat haben sich die Märkte völlig von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten abgekoppelt. Selbst unter optimistischen Voraussetzungen geht man z. B. davon aus, dass die Unternehmensgewinnne frühestens im 3. Quartal 2021 wieder auf dem Niveau sein werden, das ursprünglich für das 3. Quartal 2020 erwartet worden war. Wir haben also ein ganzes Jahr verloren. Und trotzdem stehen die meisten Indizes auf Höchstständen.

Das liegt vor allem daran, dass die Branchen, die unter dem Lockdown am stärksten leiden, wie z. B. das Gastgewerbe und der Tourismus, in diesen Indizes kaum vertreten sind – ganz im Gegensatz zu Branchen wie Technologiewerten, die gut gelaufen sind.

Hinzu kommt, dass die Maßnahmen der Notenbanken mehr den Märkten zugute kamen als der realen Wirtschaft.

Letztlich macht dies Aktien teurer und spiegelt in gewisser Weise das große Problem der zunehmenden sozialen Ungleichheit in der Gesellschaft wider. Seit zehn Jahren sind die Besitzer von Aktien- und Immobilienvermögen diejenigen, die am meisten von den niedrigen Zinsen profitieren. Für die anderen, normalen Bürger, die in Anleihen oder am Geldmarkt anlegen, hat sich die Situation verschlechtert.

Ist das hohe Bewertungsniveau am Aktienmarkt der Vorbote einer neuen Spekulationsblase?

Die Anzeichen für Spekulations-Exzesse mehren sich. Mit dem Begriff der Spekulationsblase bin ich allerdings zurückhaltend: Dieser besagt ja, dass sich die Kurse völlig von den Fundamentaldaten abkoppeln, so wie es im Jahr 2000 bei den Internet-Aktien der Fall war. Aktuell ist das Bewertungsniveau der Aktienmärkte zwar historisch hoch; es lässt sich aber immer noch durch das äußerst niedrige Zinsniveau erklären.

Weil aber Anleihen – selbst solche von hochwertigen Emittenten – keine Rendite mehr bieten, sollten Anleger Aktien vorziehen, denn sie sind reale Vermögenswerte. Man darf sich dabei nur nicht von den Versprechungen des passiven oder indexorientierten Managements blenden lassen. Dieses mag in Zeiten sehr günstiger Märkte sinnvoll sein – jetzt ist die Situation aber eine völlig andere. Deshalb ist jetzt aktives Management besonders sinnvoll: Denn selbst in insgesamt teuren Märkten findet man immer noch attraktive Anlagechancen.

Wenn man schon von einer Spekulationsblase sprechen will, würde ich angesichts des besonderen Umfelds den Begriff einer rational nachvollziehbaren Blase vorziehen. Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments

Was halten Sie von Bitcoins, die von manchen als das neue „digitale Gold“ gehandelt werden?

Bitcoins spielen in unserer Management-Strategie noch keine Rolle. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie nicht genau beobachten würden. Sie werden immer mehr von institutionellen Anlegern akzeptiert und positionieren sich zunehmend als ernstzunehmende alternative Anlageklasse. Natürlich geht es nicht darum, 30 % seines Portfolios in der Kryptowährung zu investieren. Aber warum nicht 4 % bis 5 %? Wenn man allerdings den Kursverlauf von Bitcoins betrachtet, mahnt die hohe Volatilität zur Vorsicht.

 
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