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Die wirtschaftliche und geopolitische Lage belastet zurzeit die Finanzmärkte. Umso wichtiger ist es, dass Anlegerinnen und Anleger auf die Qualität ihres Portfolios achten, meint Guy Wagner, Managing Director von BLI - Banque de Luxembourg Investments.

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  • Einleitung: Makroökonomischer Ausblick
  • Zinsen: Die Zentralbanken ändern ihren Kurs
  • Finanzmärkte: Das Umfeld verschlechtert sich
  • Börsenanlagen: Sind sie immer noch sinnvoll?
  • Asien: Wohin geht die Entwicklung?
  • Anlagen: Wie wähle ich die richtigen Wertpapiere aus?

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Herr Wagner, der Krieg in der Ukraine hat die Weltlage völlig verändert. Kommen jetzt wirtschaftlich magere Jahre auf uns zu?

Die wirtschaftliche Lage hat sich in den vergangenen Wochen verschlechtert, das ist unbestritten. Der Inflationsdruck, den wir schon seit Ende vergangenen Jahres sehen, wird durch die steigenden Rohstoffpreise weiter verschärft.

Dazu kommt, dass die hohe Inflation auch auf das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen wirkt, was auf mittlere Sicht ebenfalls eine Rolle spielen wird. Und nicht zu vergessen ist die Lage in China, wo die Null-Covid-Politik nicht besonders gut funktioniert und immer wieder zu Lockdowns führt, die die Wirtschaft belasten. Damit wiederum verschärfen sich die Lieferkettenprobleme.

Manche Wirtschaftsfachleute sprechen mit Blick auf Europa schon von einer Rezession. Ist eine Rezession auch Ihrer Meinung nach unausweichlich?

Unausweichlich ist sie vielleicht nicht, aber die Gefahr einer mehr oder weniger deutlichen Konjunkturabkühlung hat in der jüngeren Vergangenheit deutlich zugenommen.

In den USA ist die Wirtschaft relativ stark. Kann man hoffen, dass sich das auch auf die anderen Volkswirtschaften auswirkt?

Es heißt ja immer, die amerikanische Wirtschaft sei der Motor der Weltwirtschaft und der Motor der US-Wirtschaft sei der private Konsum. Dem Konsum geht es zurzeit nicht allzu schlecht.

Von den Ereignissen in der Ukraine ist die US-Wirtschaft weniger stark betroffen. Allerdings bekommt sie langsam den Anstieg der kurzfristigen und langfristigen Zinsen zu spüren – und auch die hohe Inflation, die derzeit bei 8,5 % liegt. Trotz steigender Löhne und Gehälter sinkt damit das real verfügbare Einkommen, während gleichzeitig die Kosten für die Unternehmen steigen. Auch in den USA besteht daher mittelfristig die Gefahr einer Konjunkturabschwächung.

Mitte März überraschte die US-Notenbank mit ihrer Ankündigung, die Leitzinsen um 25 Basispunkte anzuheben. Wird die Europäische Zentralbank ihrer amerikanischen Kollegin folgen?

Die Zentralbanken stehen aktuell vor einer Entscheidung, die sie in dieser Form noch nicht treffen mussten: Entweder sie bekämpfen die Inflation oder aber sie unterstützen weiter die Märkte. Ich glaube nicht, dass die EZB in ihrer Geldpolitik so aggressiv sein wird wie die Fed. Aber immerhin hat auch sie jetzt zu verstehen gegeben, dass sie die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte anheben könnte. Bislang war man immer davon ausgegangen, dass sie das frühestens im zweiten Halbjahr 2023 tun wird. Überraschend ist, dass die EZB trotz einer Inflationsrate von rund 5 % in der Eurozone weiterhin Anleihen im Umfang von 20 Milliarden Euro monatlich kauft und der Leitzins weiterhin negativ ist

Die Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten haben sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Ist es trotzdem sinnvoll, an der Börse zu investieren?

Ja, durchaus! Hauptziel jeder Anlegerin und jedes Anlegers ist doch, die eigene Kaufkraft zumindest zu schützen oder zu steigern. Dieses Thema ist gerade in einem Umfeld höherer Inflation von Bedeutung. Und weil liquide Anlagen, Anleihen oder Festgeldkonten die Kaufkraft nicht erhalten können, muss man sich zwangsläufig an den Aktienmärkten umsehen. Selbstverständlich ist es wichtig, dass man die Spielregeln kennt: Weil Aktienanlagen volatiler sind, muss man mit einem längeren Anlagehorizont rechnen.

Wie ist Ihre Stimmung als Anlageexperte zurzeit?

Mir ist bewusst, dass man seine Erwartungen anpassen muss. Seit den frühen 1980er Jahren wurden die Finanzmärkte von einer Reihe günstiger Faktoren gestützt: niedrige Inflation, sinkende Zinsen, Globalisierung, das Ende des Kalten Kriegs. All diese Faktoren lösen sich derzeit auf oder kehren sich in ihr Gegenteil. Aus dem Rückenwind ist also ein Gegenwind geworden, und es ist abzusehen, dass die Renditen in den kommenden Jahren nicht mehr unbedingt so hoch ausfallen werden.

Umso wichtiger ist jetzt bei der Anlage die richtige Wertpapierauswahl.

Man muss sich also neu aufstellen?

Man muss sich immer wieder neu aufstellen. Die Grundprinzipien bleiben aber trotzdem dieselben: Unser Credo war schon immer, dass wir den Kauf einer Aktie als Beteiligung am Unternehmen betrachten. Es geht also darum, die richtigen Unternehmen zu finden und keinen allzu hohen Preis für sie zu zahlen. Diese Grundregeln gelten uneingeschränkt weiter. Was sich ändert, sind die Rahmenbedingungen – und zu denen gehört auch, dass bei der Anlage Fragen der Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen.

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