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Medien

Zunehmende Volatilität an den Aktienmärkten

In den Sommermonaten kam es zu größeren Schwankungen an den Aktienmärkten. Der Volatilitätsindex VIX, der die implizite kurzfristige Schwankungsintensität des S&P 500 misst, stieg im August stark, was die zunehmende Risikoaversion der Anlegerinnen und Anleger widerspiegelte.

Nervosität an den Aktienmärkten in den USA und Japan

Der US-Markt reagierte nervös auf die Signale für eine Konjunkturabschwächung im Land und fiel innerhalb von drei Handelstagen um rund 6 %. Verschlechterte Frühindikatoren, vor allem in der Fertigungsbranche, und die Abschwächung des Beschäftigungswachstums im privaten Sektor beschworen erneut das Gespenst einer harten Landung der US-Wirtschaft herauf.

Als weiteres Indiz für die angespannte Stimmung an den Märkten verlor der japanische Markt Anfang August ebenfalls in nur drei Handelstagen 20 % (in Yen). Anders als die anderen großen Notenbanken hatte die Bank of Japan die Märkte Ende Juli überrascht, als sie ihre Leitzinssätze zum zweiten Mal anhob. Als Reaktion auf den unerwarteten Zinsschritt schnellte der Yen in die Höhe. Viele Anleger, die sich an so genannten „Carry trade“-Geschäften beteiligt hatten, wurden davon kalt erwischt: Beim diesen Zinsdifferenzspekulationsgeschäften werden in großem Umfang Yen-Kredite zu extrem niedrigen Zinsen aufgenommen, um das Geld in Anlagen mit deutlich höherer Verzinsung (vor allem in US-Dollar) zu investieren. Durch die Straffung der japanischen Geldpolitik wurden diese Geschäfte deutlich weniger attraktiv, diese Positionen wurden daher im großen Stil aufgelöst.

Indizes auf historischen Rekordniveaus

Die Volatilität der Märkte legte sich jedoch schnell wieder, und die Indizes kletterten auf neue Rekordstände. Gründe hierfür waren vor allem der expansivere Kurs der US-Notenbanker und die positiveren Daten zum US-Konsum, dem Motor der US-Wirtschaft.

Bereits Ende August hatte Fed-Präsident Jerome Powell eine erste Zinssenkung in Aussicht gestellt, die dann Mitte September beschlossen wurde. Die Währungshüter zeigten sich mit Blick auf die Inflationsprognosen zuversichtlich und senkten die Zinsen um beachtliche 0,5 %. Sie unterstrichen die Resilienz des Wirtschaftswachstums, zeigten sich aber überzeugt, dass die restriktive Geldpolitik gelockert werden muss, um einem Abwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Die Rücklagen, die die privaten Haushalte in der Pandemie aufbauen konnten, sind zwischenzeitlich vollständig aufgebraucht, das Wachstum der Kaufkraft hängt jetzt vorwiegend von der Dynamik des Arbeitsmarktes ab. Würde dieser sich deutlicher abschwächen, wäre dies eine größere Gefahr für die US-Wirtschaft. Die expansivere Geldpolitik dürfte sich fortsetzen, wenn auch in langsamerem Tempo: Der Board of Governors der Fed geht von einer weiteren Zinssenkung um 0,5 % im weiteren Jahresverlauf aus; für 2025 wird ein zusätzlicher Zinsschritt von 1 %, für 2026 von weiteren 0,5 % erwartet, so dass die Zielrate bei rund 3 % liegen dürfte.

Branchenrotation

Die Aktienmärkte reagierten auf diese Ankündigungen mit Kursgewinnen. Interessant ist dabei, dass es in den vergangenen Monaten zu einer merklichen Branchenrotation kam. Die Performance von zyklischen Branchen und Sektoren blieb in der Regel hinter der defensiverer Branchen zurück. Letztere profitierten vor allem davon, dass die Zinsen über alle Laufzeiten hinweg sanken. Besonders litten zum Beispiel die Luxusgüterbranche und die Automobilindustrie aufgrund der schwachen Nachfrage aus China und Europa. Auch die Technologiebranche stagniert; insbesondere bei den Halbleiterherstellern wird die Nachhaltigkeit des Gewinnwachstums in Frage gestellt.

Zu Quartalsende kündigten die chinesischen Behörden, die nach wie vor gegen eine beispiellose Immobilienkrise kämpfen, ein beträchtliches Konjunkturpaket an. Diese Meldungen sorgten – zusammen mit den Erwartungen, dass sich die Regierung stärker für die Stützung der Wirtschaft einsetzen wird – für einen spektakulären Höhenflug der chinesischen Aktien und einen ebenfalls offenkundigen Anstieg der Schwellenmärkte.

Obwohl die Sommermonate von einem Aufflammen der Volatilität gekennzeichnet waren, konnten die Aktienmärkte ihre Verluste sehr schnell wieder aufholen und auf neue Rekordstände steigen. Das hohe Bewertungsniveau (ein Ergebnis dessen, dass die Unternehmensgewinnprognosen nicht mit dem Kursanstieg mithalten konnten) und die Risiken für die weltweite Konjunkturentwicklung wie auch für die Unternehmensgewinne sprechen dafür, bei Anlagen besonders selektiv vorzugehen.

 

Damien Petit
Leiter Vertrieb Private Banking