Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Beraterin oder Ihren Berater telefonisch oder per Secure Mail zu kontaktieren, oder vereinbaren Sie für ein persönliches Gespräch zuvor einen Termin.
Aus gegebenem Anlass empfehlen wir derzeit die Kontaktaufnahme per Telefon oder über unsere gesicherten digitalen Kanäle. Für ein persönliches Gespräch mit Ihrer Beraterin oder Ihrem Berater bitten wir Sie um vorherige Terminabsprache.
Turbulenzen in den USA, Resilienz in Europa
Während die US-Märkte unter der wirtschaftlichen Unsicherheit leiden und deshalb nach unten korrigierten, zeigen sich europäische Aktien überraschend robust. Ist das der Beginn einer neuen Dynamik in Europa?
Seit Jahresbeginn ist der Performanceunterschied zwischen den europäischen und den US-Aktienmärkten auf 15 % gestiegen. Während europäische Aktien um knapp 8 % zulegten, fielen die US-Märkte um rund 10 % (in Euro) – und büßten damit die Gewinne seit Donald Trumps Wiederwahl im November 2024 ein. All dies ist auf die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit in den USA zurückzuführen. Hinzu kam die deutliche Korrektur der US-Technologiewerte nach der Einführung des chinesischen KI-Modells DeepSeek. Im Gegenzug profitiert Europa aktuell von einem günstigeren Momentum, das durch die Aussicht auf eine expansivere Haushaltspolitik gestützt wird.
Erschüttertes Vertrauen in den USA
Die erratische Handelspolitik von Donald Trump beim Thema Zölle – vor allem gegenüber Kanada und Mexiko – sorgt für zusätzliche Verwirrung und macht es zumindest kompliziert, eine klare Strategie zu erkennen. Die Märkte fürchten, dass die zunehmende Unberechenbarkeit das Vertrauen schwächt und die US-Wirtschaft in einen Abschwung oder letztendlich in eine Rezession rutschen könnte. Den Präsidenten und seine wichtigsten Wirtschaftsberater scheint das nicht zu beunruhigen.
Eine restriktivere Haushaltspolitik und deren potenzielle Auswirkungen verstärken die Sorgen. Die äußerst expansive Politik der letzten Jahre konnte die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung ausgleichen, führte aber zu einer deutlichen Verschlechterung der Staatsfinanzen. US-Finanzminister Bessent fordert nun eine „Entziehungskur für die Staatsausgaben“ – was unweigerlich Kürzungen bei den Sozialleistungen nach sich ziehen wird.
Noch deuten die jüngsten Wirtschaftsdaten nicht auf eine deutliche Verschlechterung der Dynamik hin, aber die Zahlen hinken den Erwartungen hinterher, wie die jüngste Entwicklung der Indizes für wirtschaftliche Überraschungen zeigt. Infolgedessen haben die Märkte ihrer Erwartungen revidiert und spekulieren nun auf drei Zinssenkungen im Jahr 2025, was vor allem zu einer deutlichen Schwächung des US-Dollar gegenüber dem Euro beigetragen hat.
Eine neue Dynamik in Europa?
Die Drohung, die militärische Unterstützung der USA für die Ukraine einzustellen, lässt keinen Zweifel mehr daran, dass Europa strukturelle Maßnahmen zur Sicherung seiner militärischen Unabhängigkeit ergreifen muss. In diesem Zusammenhang kündigte Deutschland – vorbehaltlich einer politischen Einigung mit einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag – mehrere außergewöhnliche Änderungen seiner Haushaltspolitik an.
Zum einen sollen sämtliche Verteidigungsausgaben, die 1 % des BIP übersteigen, von der Schuldenbremse ausgenommen werden. Zum anderen soll ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro über 10 Jahre zur Modernisierung der maroden Infrastruktur gebildet werden. Auch dieses Sondervermögen wäre von der Schuldenbremse ausgenommen. Schließlich sollen die 16 Bundesländer künftig ein Defizit von bis zum 0,35 % des BIP aufnehmen können. Dies war bisher wegen der geltenden Bestimmungen zur Haushaltsdisziplin nicht möglich.
Diese Maßnahmen wurden von den Märkten sehr positiv aufgenommen, da sie nicht nur das Wachstum in Deutschland und Europa sondern auch die Unternehmensgewinne ankurbeln dürften. Entsprechend sind die langfristigen Zinsen im Euroraum gestiegen.
Allerdings bleibt die Umsetzung unsicher: Die politischen Verhandlungen laufen noch und die Neubewertungen am europäischen Markt (auf einem Niveau nahe dem langfristigen Durchschnitt) lassen wenig Raum für Enttäuschungen.
Damien Petit, Leiter Vertrieb Private Banking bei der
Banque de Luxembourg