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Die Anleger zeigen sich wieder optimistischer
Die Aktienmärkte erholten sich in den letzten Wochen deutlich und machten sämtliche Verluste wett, die nach dem 2. April 2025 und der Ankündigung massiver Zollerhöhungen durch Präsident Trump aufgetreten waren.
Die Anzeichen für eine allmähliche Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt haben das Vertrauen der Anleger gestärkt. Nach einem ersten Abkommen zwischen den USA und Großbritannien gab es auch bei Gesprächen zwischen Vertretern der USA und Chinas konkrete Ergebnisse. Vereinbart wurde eine deutliche Senkung der wechselseitigen Zölle für 90 Tage. Damit wurde das faktische Handelsembargo zwischen den beiden Ländern vorübergehend aufgehoben. Die Gegenzölle, die von den USA auf chinesische Importe erhoben und auf die bereits bestehenden Zölle aufgeschlagen werden, sinken somit von 145 % auf 30 % , und China belegt Importe aus den USA mit 10 % statt der bisherigen 125 %.
Die Entspannung ist ein gutes Zeichen, denn sie kann den wirtschaftlichen Schaden durch die protektionistischen Maßnahmen der Regierung Trump in Grenzen halten. Erste wirtschaftliche Folgen sind allerdings bereits erkennbar: ein starker Anstieg der Einfuhren in die USA im ersten Quartal, schwache Vertrauensindikatoren und stärkere Schwankungen an den Devisenmärkten.
Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal.
Die Schwächung der Wirtschaftsleistung in den USA muss allerdings relativiert werden, im annualisierten Quartalsvergleich beträgt sie -0,3 %. Zurückzuführen ist dieser Wert auf die stark gestiegenen Einfuhren, da viele Unternehmen den hohen Zöllen zuvorkommen wollten: vor allem wurden 50,9 % mehr Waren importiert. Viele US-Unternehmen haben ihre Lagerbestände mittels massiver Importe deutlich aufgestockt, um höhere Kosten durch steigende Zölle zu vermeiden. Das deutlich schwächere Exportwachstum (+1,8 %) konnte die dramatische Zunahme der Importe nicht ausgleichen. Somit wirkte sich der Außenhandel mit einem Rekordwert von -4,8 % negativ auf das US-Wachstum aus. Angesichts des massiven Aufbaus der Lagerbestände im ersten Quartal dürfte die Handelsbilanz die wirtschaftliche Dynamik in den kommenden Quartalen weniger stark belasten.
Quelle: BEA, Banque de Luxembourg
Vertrauensindikatoren noch immer schwach
Vor allem bei US-Verbrauchern gehen die Vertrauensindikatoren im April weiter zurück. Insbesondere die Zukunftskomponenten der verschiedenen Umfragen verschlechtern sich. Wird sich der drastische Rückgang dieser Werte letztlich in den Wirtschaftsdaten – und hier vor allem beim Konsumverhalten der Privathaushalte – niederschlagen? Die Konsumausgaben steigen zwar immer noch, haben sich aber in den ersten drei Monaten des Jahres bereits leicht auf +1,8 % im annualisierten Quartalsvergleich verlangsamt. Das zurückhaltende Ausgabeverhalten der Verbraucher zu Beginn des zweiten Quartals wird durch die Einzelhandelsumsätze im April bestätigt.
Deutliche Schwankungen an den Devisenmärkten
Der US-Dollar gab gegenüber den wichtigsten Währungen der Handelspartner deutlich nach und wertete seit Jahresbeginn um fast 8 % ab – besonders gegenüber asiatischen Währungen. Anfang Mai stieg zum Beispiel der Kurs des Taiwan-Dollars innerhalb von nur zwei Handelstagen um rund 7 % gegenüber dem US-Dollar. Diese kräftige Kursbewegung in sehr kurzer Zeit wurde unter anderem durch Spekulationen ausgelöst, dass ein Handelsabkommen zwischen den USA und Taiwan eine Aufwertung der taiwanesischen Währung vorsehen könnte.
Quelle: Bloomberg, Banque de Luxembourg
Wahrscheinlich ist zudem, dass Finanzmarktteilnehmer wie Versicherungen oder Exportfirmen, die stark im US-Dollar investiert sind, ihre Währungsreserven verkauft oder einen Teil ihres Engagements in USD abgesichert haben, um von der günstigen Zinsdifferenz zu profitieren – was zur weiteren Aufwertung beitrug.
Übersteigerter Optimismus an den Aktienmärkten?
Weitere Handelsabkommen sind zwar in Sicht und stimmen optimistisch, aber es gilt als sicher, dass die Zölle auf US-Einfuhren nicht mehr unter 10 % sinken werden. Aktuell liegt der durchschnittliche Zoll – unter Berücksichtigung der jüngsten Ankündigungen – bei 15 %. Das ist zwar deutlich weniger als die noch im April geltenden 25 %, aber dennoch das Sechsfache des Werts Ende 2024. Die Annahme, dass sich diese Entwicklung nicht negativ auf die Konjunktur und die Unternehmensgewinne auswirken wird, scheint vor diesem Hintergrund unrealistisch, und die deutliche Erholung der Aktienmärkte scheint sich demzufolge auf eine gehörige Portion Optimismus zu stützen.
Damien Petit, Leiter der Investmentabteilung im Private Banking bei der
Banque de Luxembourg