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Vieles spricht für Aktien- und Goldanlagen
Die Inflation pendelt sich oberhalb der von den Notenbanken gesetzten Zielmarken ein, während die politische Lage in Europa und den USA von Volatilität gezeichnet ist. Guy Wagner, Chief Investment Officer von BLI - Banque de Luxembourg Investments, plädiert für aktives Portfoliomanagement und betont die Bedeutung von realen Vermögenswerten als Instrumente gegen die Geldentwertung.
Hören Sie den gesamten Podcast.
- 2024: Positive Bilanz für die Finanzmärkte
- Nach Trumps Amtsantritt: Auswirkungen auf die Wirtschaft noch schwer einzuschätzen
- Haushaltsdefizite als wachsende Gefahr für das globale wirtschaftliche Gleichgewicht
- Mittel- und langfristig strukturell höhere Inflation
- China sucht nach Wegen, seine Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren
- Politische und wirtschaftliche Instabilität beeinträchtigen die Stabilität des Euro
- Warum das Papiergeld an Wert verliert
- Widersprüche des Aufschwungs von indexorientiertem Management
- Aktives Management als Kern der Kapitalanlage
- Inwiefern bieten die europäischen Märkte Chancen?
- Gold: Mittel- und langfristig bleiben die Perspektiven günstig
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Guy Wagner, welche Bilanz ziehen Sie für das Jahr 2024?
Für die Aktienmärkte war 2024 ein gutes Jahr, vor allem in den USA. Die weltweite Konjunktur ist weiter sehr moderat gewachsen, und die Inflation hat sich bei rund 3 % konsolidiert. Die meisten Zentralbanken haben ihre Zinsen gesenkt, obwohl die Inflation über dem Zielwert von 2 % bleibt. Dies scheint ein Indiz dafür, dass das Zwei-Prozent-Ziel nicht mehr ernsthaft verfolgt wird.
Inwieweit droht der Amtsantritt von Donald Trump die weltwirtschaftliche Lage zu erschüttern?
Das ist aktuell schwer zu beurteilen, weil sich manche der von ihm ausgegebenen Ziele zu widersprechen scheinen. Man weiß noch nicht genau, wo letztlich die Prioritäten seiner Politik liegen werden, und kann die wirtschaftlichen Auswirkungen daher noch nicht wirklich absehen.
In der jüngsten Ausgabe Ihres Magazins „Perspectives“ beschreiben Sie, dass China eine Alternative zum westlichen Finanzsystem, das auf dem US-Dollar und auf US-Anleihen basiert, aufbauen will. Ist das für Sie nur eine Randnotiz – oder das Vorzeichen für eine tiefgreifende und dauerhafte Umwälzung der etablierten Ordnung?
Ich würde sagen, letzteres. Es ist ein fundamentaler Trend, der anhalten wird: Wir erleben die Herausbildung unterschiedlicher Wirtschaftsblöcke, die auf unterschiedlichen politischen Modellen und Ideologien basieren. Ich gehe davon aus, dass dieser Prozess erst am Anfang steht.
Kommen wir zu Europa: Ist die instabile politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland und Frankreich eine Bedrohung für die Eurozone als ganze?
Ja, wenn nicht sogar eine Bedrohung für den Euro selbst. Wir befinden uns in der Situation, dass die beiden großen Länder der Eurozone Schwierigkeiten haben und dass sie unterschiedliche Interessen verfolgen. Die Frage nach dem Fortbestand des Euro ist also legitim.
Das Papiergeld hat in den vergangenen Jahren deutlich an Wert – im Sinne von Kaufkraft –verloren. Sind Aktien heute also die attraktivere Option für Anleger?
Auf jeden Fall sind Aktien ein geeignetes Mittel, um sich vor dem Kaufkraftverlust des Geldes zu schützen. Aktuell sprechen besonders viele Argumente für reale Vermögenswerte wie Aktien und Gold – im Unterschied zu nominalen Werten wie Geldmarktanlagen oder Anleihen. Die Schwierigkeit besteht aber darin, die richtigen Aktien zu finden. Dies gilt umso mehr, als das aktuelle Umfeld recht stark von Spekulation gekennzeichnet ist und von der Neigung zu passivem, d. h. indexorientiertem Management, das Kapitalströme stets in dieselben Märkte und Aktien leitet. Wir befinden uns in der ungewöhnlichen Situation, dass der US-Aktienmarkt fast 70 % des gesamten weltweiten Marktes ausmacht – und dass ganze 15 Aktien ein Gewicht von 35 % am US-Markt haben. Logischerweise müssten auch außerhalb dieser kleinen Zahl von Aktien attraktive Anlagechancen zu finden sein. Angesichts des anhaltenden Trends zum indexorientierten Management ist damit allerdings das Risiko verbunden, dass man damit als Anleger hinter dem Marktdurchschnitt zurückbleibt.
Ist das der Grund, warum Sie aktives Management bevorzugen?
Ja, genau: Aktives Management ist für mich Kapitalanlage in seinem eigentlichen Sinn. Man versucht, hochwertige Unternehmen zu finden, geht langfristige Beteiligungen ein und achtet auf den Preis, den man für das Unternehmen zahlt. Indexbasiertes Management dagegen berücksichtigt allein die Marktkapitalisierung des Unternehmens: Je mehr der Kurs eines Unternehmens steigt, desto größer wird seine Kapitalisierung, desto höher wird sein Gewicht im Index – und desto mehr zieht es weiteres Kapital an! Ein Anstieg führt also zum nächsten. Umgekehrt gilt dasselbe für Unternehmen, die vom Markt vernachlässigt werden und günstig sind: Es besteht das Risiko, dass sie immer noch günstiger werden.
Was ist mit Gold, das 2024 ein historisch gutes Jahr erlebt hat? Ist Gold trotz der gesehenen Rekordkurse immer noch eine attraktive Anlage?
Ja, mittel- und langfristig durchaus. Gold stellt eine Alternative zu den US-Dollar-basierten Systemen dar. Das erklärt zum Teil die sehr hohe Nachfrage nach physischem Gold aus dem asiatischen Raum. Außerdem bietet Gold einen gewissen Schutz vor der Entwertung des „Papiergelds“. Aus diesem Grund bleiben die mittel- und langfristigen Aussichten sehr günstig – wobei aber kurzfristige Korrekturbewegungen nicht auszuschließen sind.