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Medien

Zahlungsdienst Wero als Ausdruck einer neuen Dynamik in Europa

Die raschen geopolitischen Veränderungen haben die Frage nach der strategischen Autonomie Europas in den Fokus gerückt – im Bereich der Verteidigung ebenso wie im Zahlungsverkehr. Besonders wichtig werden vor diesem Hintergrund die bereits seit einigen Jahren laufenden Bestrebungen öffentlicher und privater Akteure, einen europäischen Bezahldienst als konkurrenzfähige Alternative zu nicht-europäischen Unternehmen wie Visa und Mastercard einzurichten. Zu diesen Initiativen zählt der Aufbau von Wero, dem digitalen Zahlungsdienst der European Payments Initiative (EPI), dem sich weitere europäische Zahlungssysteme anschließen sollen.

Europäische Souveränität – auch im Zahlungsverkehr

Für die Europäische Union wird das Thema Zahlungsdienste immer wichtiger, um die Abhängigkeit von den beiden US-amerikanischen Weltmarktführern Visa und Mastercard zu verringern. Aus diesem Grund arbeiten Banken, Zahlungsdienstleister und E-Geld-Institute auf Betreiben der europäischen Behörden an der Entwicklung europaweit einheitlicher Lösungen. Warum? In Italien und Frankreich haben Kartenzahlungen im vergangenen Jahr das Bargeld als bevorzugtes Zahlungsmittel zwar bereits überholt, doch in 13 Staaten der Eurozone existiert bislang keine Alternative zu den US-amerikanischen Zahlungssystemen Visa und Mastercard. Einem EZB-Bericht vom Februar 2025 zufolge machen die beiden Anbieter insgesamt rund 61 % aller Kartenzahlungen aus.

Der europäische Zahlungsverkehr ist gekennzeichnet von einer Vielzahl nationaler Systeme wie CB (Frankreich) oder Bancomat (Italien). Zudem besitzen manche EU-Länder kein eigenes nationales Kartenzahlungssystem, so z. B. Spanien oder Irland (s. Karte der EZB unten). Um diese Fragmentierung zu verringern, die die Eurozone gegenüber den USA potenziell schwächt, und um ihre Autonomie gegenüber US-Zahlungsdiensten zu stärken, werden kartenunabhängige Zahlungssysteme entwickelt. So haben beachtliche 14 Banken und zwei Zahlungsdienstleister die EPI auf den Weg gebracht, die hinter dem digitalen Bezahldienst Wero steht. Dessen Name wurde aus den Begriffen „We“ (= wir) und „Euro“ gebildet. Wero ist eine digitale Geldbörse („Wallet“), die der Forderung der Europäischen Kommission nach Entwicklung eines europaweiten Sofort-Bezahlsystems entspricht.

Parallel dazu haben drei Bankdienstleister die EuroPA (European Payments Alliance) gegründet, die es Nutzerinnen und Nutzer in Italien, Portugal, Spanien und Andorra erlaubt, Zahlungen per Smartphone zu senden und zu empfangen. Bald könnte sich auch Polen dieser Allianz anschließen.

Wero: auf dem Weg zu einer europaweit einheitlichen Lösung?

Die Leistungen von Wero umfassen in einem ersten Schritt unter anderem Konto-zu-Konto-Überweisungen, Zahlungen im stationären Handel oder online, in Echtzeit oder terminiert. Zudem arbeitet die EPI an der Integration von Zahlungen im Online-Handel, die ab Herbst 2025 zunächst in Deutschland, dann auch in Belgien und Frankreich umgesetzt werden soll. Ab 2026 sollen in diesen Ländern dann auch Zahlungen im Handel per QR-Code und mit Contactless-Technologie möglich sein. Die Niederlande und Luxemburg werden sich dem System dann ebenfalls anschließen. Damit wird Wero über 85 % der Verbraucherinnen und Verbraucher der Eurozone abdecken und kann 64 % des bargeldlosen Massenzahlungsverkehrs abwickeln. In einer zweiten Phase sollen ab 2027 zusätzliche Mehrwertdienste die Wallet ergänzen, wie etwa Treueprogramme, Ratenzahlungen und digitale Identitätsverifizierung (e-ID).

Wero verspricht ein reibungsloses Omnichannel-Erlebnis und schnelle Zahlungsabwicklung, muss die Konsumentinnen und Konsumenten in den fünf Startmärkten jedoch noch von seinem Angebot überzeugen, um anschließend zusätzliche Funktionen entwickeln und in weiteren Ländern starten zu können. Zudem muss die Akzeptanz im Handel durch eine attraktive Preisstruktur gesichert werden. Dies könnte allerdings einige Jahre brauchen. Die Contactless-Technologie beispielsweise benötigte zehn Jahre, um sich am Markt zu behaupten. Schafft es Wero jedoch, sich durchzusetzen, könnte der Dienst zu einer festen Größe im digitalen Euro-Zahlungsverkehr werden und gegebenenfalls auch außerhalb der Eurozone Verbreitung finden.

Illustration: Nationale Kartenzahlungsdienste

Quelle: EZB, 28. Februar 2025